Caroline v. Schelling und Therese Huber in ihren Beziehungen zu Gotha

Aus www.gotha-wiki.org/
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Aufsatz von Max Berbig (1856-1926) aus 1925.

Karoline. Auf einem Stich nach dem Gemälde von Johann Friedrich August Tischbein aus 1798.

Das geistige Leben Gothas wurde seit der Gründung der Universität Göttingen im Jahre 1734 in hohem Grade von jener Hochschule beeinflusst. Die Studierenden aus unserer Stadt wandten sich in ebenso großer Zahl dorthin wie nach der Landesuniversität Jena. Einmal war es der Ruf außerordentlicher Gelehrsamkeit, in dem die neue Universität stand, der sie nach Göttingen zog, sodann waren es aber auch die bequemeren Verkehrsverhältnisse, die die Veranlassung dazu gaben. Göttingen lag direkt an der viel benutzten Verkehrsstraße nach Hamburg und Bremen, während man nach Jena nur teilweise die Handelsstraße nach Leipzig ziehen konnte und dann seitlich abbiegen musste. Endlich galt auch das Studentenleben Göttingens als ein weit gesitteteres als das Jenas. Besonders seit dem der Buchhändler Dietrich von Gotha nach Göttingen übergesiedelt war und sich später eine der reichsten Erbinnen Gothas - Mademoiselle Friedheim, eine Tochter des Besitzers der Gothaer Kattunfabrik - als Gattin dorthin geholt hatte und seitdem Blumenbach als Professor in Göttingen lehrte, wurden die Beziehungen zwischen Gotha und Göttingen sehr innige. Blumenbach gab auch die Veranlassung, daß die beiden oben genannten Frauen, die einen hervorragenden Einfluß auf das deutsche Geistesleben ausgeübt haben, mit Gotha in Berührung kamen und infolgedessen in ihren Briefen und Schriften manches interessante Schlaglicht auf Gotha fallen lassen. Der Vollständigkeit halber sei es mir gestattet, den Lebensgang jener Frauen kurz zu skizzieren und dabei ihre Beziehungen zu Gotha hervorzuheben.

Am 2. Sept. 1763 wurde dem Professor Michaelis in Göttingen, einem hervorragenden Orientalisten, eine Tochter namens Caroline und am 4. Mai 1746 dem berühmten Philologen Wilh. Christian Gottlob Heyne eine Tochter namens Therese geboren. Obgleich die beiden Kinder so fast gleichaltrig waren, wurde ihnen von Seiten der Frau Prof. Michaelis in ihrer Jugend doch jeder Umgang streng untersagt, denn Frau Prof. Heyne stand in Göttingen im übelsten Rufe. Es wurde ihr nachgesagt, sie unterhalte beständig Liebschaften und bekümmere sich wenig um Gatten und Kinder. Unter ihren Liebhabern nannte man Fr. Wilh. Gotter aus Gotha, der von 1763 — 66 als Student und 1768—69 als Hofmeister in Göttingen weilte, und später einen Kapellmeister Forkel aus der Nähe von Coburg. Ohne auf diesen Klatsch einzugehen, kann nur gesagt werden, daß Gotter mit der Familie Heyne seit seinem Göttinger Aufenthalt in freundschaftlichstem Verkehr stand und Heyne nach dem Tode seiner Gattin herzlich aufnahm, als er 1776 in Gotha weilte. Wahr bleibt aber auch, daß Frau Heyne ihre Kinder verwahrlosen ließ. Sie starrten oft vor Schmutz, liefen in zerrissenen Kleidern umher und waren bisweilen sogar mit Ungeziefer behaftet. Frau Prof. Michaelis, Carolinens Mutter, dagegen, die Tochter des Göttinger Oberpostmeisters, war zwar eine kleinbürgerliche Frau ohne höhere geistige Interessen, dagegen in Ruf und Lebensführung musterhaft. Daher auch das Verbot des Umgangs mit der Heyneschen Familie. Mit 12 Jahren sollte Caroline in ein Pensionat kommen. Wahrscheinlich auf Blumenbachs Rat wählte man das der Frau Hofrat Schläger in Gotha. Ostern 1774 siedelte Caroline nach Gotha über und hing bald mit kindlicher Verehrung an ihrer Pensionsmutter. In ihrem Briefwechsel erwähnt sie diese später sehr oft und nennt sie in rührender Weise stets Mama. Auch blieb sie lange Zeit ihre vertraute Ratgeberin. Wohl hat sie auch mit ihr selbst Briefe gewechselt, diese sind aber nicht erhalten geblieben. Eine Anzahl junger Mädchen aus Gotha bildeten bald Carolinens Bekannten kreis, so die beiden Töchter des Oberkonsistorialrats Gelbke, die Tochter des Hofpredigers Grobstich, Luise Juliane von Studnitz, Tochter des Geheimrats und Kanzlers Ernst Aug. von Sudnitz, Wilhelmine Bertuch, Tochter des Geheimrats Bertuch und Luise Stieler, die Tochter des damaligen Bürgermeisters. Während alle diese Personen von Caroline innig verehrt wurden und im schönsten Lichte erscheinen, schildert sie anders H. A. O. Reichard in seiner bekannten Selbstbiographie. Er sagt von den Pensionseltern Hofrat Schläger und Frau: „Dieser Gelehrte, gewiß einer der größten Numismatiker, die je gelebt haben, war als Privatmann ein hochfahrender, griesgrämiger und übellauniger Pedant — an Unausstehlichkeit ganz das würdige Seitenstück zu seiner höchst widerwärtigen Gattin. Auch diese war, wie Schläger, kriechend gegen Vornehme und mißhandelte ihre Untergebenen. Beide Leutchen waren in seltenem Maße unbeliebt“. Dieses Urteil Reichards war sicher sehr von persönlichem Hass beeinflußt, da er mit Schläger verfeindet war. Schläger war bemüht, alle seine Schwiegersöhne bei der herzoglichen Hofbücherei und dem Münzkabinett unterzubringen; dabei kreuzte Reichard seinen Weg und daher war er wenig freundlich gegen ihn. Als für Carolinens Schwester Lotte ein Pensionat gesucht wurde, vertraute man sie auch wieder Frau Hofrat Schläger an und Lotte blickte mit gleicher Verehrung wie Caroline zu ihr auf. Sie weilte von 1780—82 in Gotha und schon damals scheint die Aussprache in Gotha keine gute gewesen zu sein, denn Caroline schreibt bei Lottes Rück kehr: „Ihr Äußeres hat sich gar nicht verändert außer einer gothaischen Sprache, daß wir hier alle Maul und Nase aufsperren.“

Therese Huber, auch Therese Forster, geborene Marie Therese Heyne (1764-1829).

Von den Briefen Carolinens an Luise Juliane von Studnitz sind nur einige erhalten. An sie schreibt Caroline stets französisch und der Inhalt der Briefe betrifft meist politische Dinge. Der letzte der an sie gerichteten Briefe ist bereits aus dem Februar 1784. Am innigsten war die Freundschaft mit Wilhelmine Bertuch und Luise Stieler. An erstere, geboren am 7. März 1760, also etwas älter als Caroline, ist nur ein Brief erhalten, aber viele, die Luise Stieler galten, sind zugleich an sie gerichtet. Wilhelmine Bertuch starb am 15. Januar 1817 im neuen Rathause, also der Innungshalle. Von ihr entwirft Reichard aus ihren letzten Lebensjahren folgendes Bild: „In ihrem verwachsenen fast mißgestalteten Körper lebte ein heller Ver stand bei einer Gutmütigkeit ohne Gleichen; ihre uneigennützige Dienstfertigkeit, ihre prunklose Wohltätigkeit und unerschütterliche Treue für ihre Freunde waren in seltenster Weise erprobt. Um nur ein Beispiel ihres Wohltuns trotz beschränkten Vermögens anzuführen, so sammelte sie bei allen ihren Freundinnen Überbleibsel von Kattun und Tuchstoffen, verarbeitete sie mit geschickter Hand zu Kinderzeug und hatte die Hebammen ein für allemal angewiesen, wenn eine arme rechtliche Wöchnerin darum in Verlegenheit sei, sich an sie zu wenden und die Sachen in Empfang zu nehmen.“ Luise Stieler, die intimste der Freundinnen Carolinens, war die Schwester des später so berühmten Kartographen, des Regierungsrats Adolf Stieler, dessen Name in seinem Handatlas fortlebt. Eine Schwester ihres Vaters war mit dem Amtmann Reinwald in Wasungen verheiratet gewesen. Dieses Ehepaar war jedoch frühzeitig gestorben und hatte einen Knaben hinterlassen, der nun bei dem Oheim in Gotha erzogen worden war. Er wurde später Bibliothekar in Meiningen und vermählte sich mit Schillers Schwester Christophine. In Königs Literaturgeschichte wird er daher als Reinwald aus Gotha bezeichnet. Luise Stieler vermählte sich am 30. März 1780 mit dem Dichter Gotter und beschenkte ihn mit 5 Kindern, von denen 2 aber früh zeitig starben. Von anderen Bekannten erwähnt Caroline später noch häufig den Leibarzt Grimm.

Nach zweijährigem Aufenthalt in Gotha kehrte Caroline zwar nach Göttingen zurück, aber in den folgenden Jahren weilte sie häufig wieder zum Besuch hier. Zum ersten Male geschah das 1777 und in einem ihrer Briefe schrieb sie später: „Ich habe mich niemals wieder so gefreut als 1777, als ich die Türme von Gotha wiedersah.“ Auch 1780 war sie hier, um der Mutter Schläger ihre Schwester Lotte anzuvertrauen. In Göttingen hatte sich mittlerweile viel verändert. Therese Heynes Mutter war 1775 gestorben und nach zweijähriger Witwerschaft hatte sich Hofrat Heyne mit der Tochter des Hofrats Brandes in Hannover vermählt und war dadurch der Schwager Blumenbachs geworden. Die junge Frau nahm sich der Kinder aus erster Ehe in liebevollster Weise an. Therese kam zwei Jahre nach Hannover in Pension und nach ihrer Rückkehr fand sie in ihrer Stiefmutter eine mütterliche Freundin. Nun lernten sich auch Therese und Caroline Michaelis näher kennen und schlossen bald Freundschaft, wenn diese auch infolge der Verschiedenheit der Charaktere und mancherlei Rivalitäten nicht gerade eine innige genannt werden kann. Als im Sommer 1779 Blumenbachs eine größere Reise unternahmen, begleitete sie Therese. In Gotha wurde eine längere Rast gehalten und Therese in die Gothaer Gesellschaftskreise eingeführt. Bei einem 2. Auf enthalte in Gotha im Jahre 1783 lernte sie Auguste Schneider kennen und zwischen beiden Mädchen entwickelte sich eine innige Freundschaft, die bis zum Tode Augustens währte. Auguste Schneider war die Ge liebte Herzog Ernsts II. von Gotha=Altenburg, die Tochter eines Subalternbeamten. Ihre Eltern und 2 Geschwister waren früh gestorben, nur eine Schwester, die einen Beamten namens Waitz, der aber nach Altenburg versetzt war, geheiratet hatte, lebte noch. Auguste war von schlanker Gestalt, und wenn auch nicht eine blendende Schönheit, so doch von unnachahmlicher Anmut und Liebenswürdigkeit, dazu von reichem, geistigem Interesse. Die Schilderungen, die wir aus der Feder Hans von Thümmels und Reichards besitzen, können sich nicht genug tun, diese Vorzüge zu rühmen. Als Goethe am 5. Juni 1784 in Gotha weilte, machte er als gewandter Hofmann auch Aug. Schneider einen Besuch und

berichtet darüber an Frau von Stein: „Ich habe auch die Schneidern besucht, die mir gejammert hat. Sie ist gewiß ein selten gutes Geschöpf, das menschlichem Ansehen nach kein halbes Jahr mehr leben kann. Was aus dem Herzog wird, wenn sie stirbt, seh ich nicht.“ - Als sie einst an einem Nebeneingang des englischen Gartens stand beobachtete sie der Herzog und lud sie ein, einzutreten. Bald war er von ihrem Wesen ganz bezaubert und fortan fühlte er sich nur in ihrer Nähe wohl und fand Entschädigung für das herzlose, ja frivole Betragen seiner Gemahlin. Auguste weihte er in seine Geheimnisse ein und ihr übertrug er es, der einst über den illegitimen Sohn zu wachen, den er aus einem früheren Liebesverhältnis besaß. Therese hat später in einem ihrer Romane, „die Ehelosen“ dieses eigenartige Verhältnis eingehend geschildert. Zwischen ihr und Auguste entwickelte sich zunächst ein eifriger Briefwechsel, aus dem wenigstens die Briefe Augustens erhalten geblieben sind und sich im Besitze der Bibliothek des Herzogl. Hauses befinden. Der erste ist vom 12. März 1783, der letzte vom 12. August 1784. Alle atmen eine tiefe Herzensfreundschaft und bedauernd ruft Auguste wiederholt aus: „Ach das niemand in meiner Nähe, selbst Minchen Bertuch nicht, mir das sein kann, was Sie mir sind.“ Therese war auch im August 1783 wieder einige Zeit in Gotha und dieses zweite persönliche Zusammensein verstärkte nur die Bande der Freundschaft. Doch kehren wir zunächst wieder nach Göttingen zurück. Die beiden Professorentöchter Therese und Caroline waren mittlerweile in das heiratsfähige Alter gekommen und dem Wunsche der Eltern sowie dem Rat guter Freunde folgend, hatte Caroline am 15. Januar 1784 ihre Hand dem aus Göttingen stammenden Bergarzt Dr. Böhmer in Clausthal gereicht. Es war wohl nicht gerade eine Liebesheirat gewesen, aber mit hoher Achtung und unverbrüchlicher Treue blickte Caroline zu ihrem pflichtgetreuen Gatten auf und führte mit ihm, wie ihre Briefe an Luise Gotter zeigen, ein stillbeglücktes, klein bürgerliches Dasein. Der Ehe entsproßen 3 Kinder, zwei Mädchen, Auguste und Rosa und ein Knabe, der aber erst nach des Vaters Tode, er starb plötzlich am 4. Februar 1788 — geboren wurde und auch nur ein Alter von wenigen Monaten erreichte. In Clausthal mochte Caroline nicht bleiben, hier fühlte sie sich noch zu fremd, so kehrte sie denn zunächst nach Göttingen zurück, siedelte aber Ostern 1789 nach Marburg über, wo ihr Bruder Philipp als Prof. der Medizin wirkte. In Göttingen war es, wo sie zuerst Aug. Wilh. Schlegel begegnete, ohne jedoch in nähere Beziehungen zu ihm zu treten, vielmehr schien hier der Prinzenerzieher Tatter sich ihr nähern zu wollen und sie fühlte sich sichtlich zu ihm hingezogen, jedoch lösten sich diese Beziehungen bald wieder. Da gegen schloß sie Freundschaft mit dem Philologen Friedr. Wilh. Ludwig Meyer und blieb lange Jahre mit ihm im vertrautem Briefwechsel. In Marburg verkehrte sie in den dortigen Professorenkreisen und schloß auch Freundschaft mit Sophie de la Roche, die sich damals dort aufhielt. Leider widerfuhr ihr auch hier tiefes Leid, denn ihre kleine Tochter Rosa wurde ihr durch den Tod entrissen. Doch ehe wir ihre Lebensschicksale weiter verfolgen können, müssen wir erst erfahren, wie sich Therese Heynes Geschick bis dahin gestaltet hatte.

Im Jahre 1783 war der Weltumsegler Georg Forster nach Göttin gen gekommen, der im Rufe eines vielerfahrenen, außerordentlichen Gelehrten stand. „Obwohl von abschreckendem Äußeren, wirkte er doch ungemein anziehend, sobald er zu sprechen begann, und, die Herzen der Frauen flogen ihm zu! Er sah Therese und warb um ihre Hand und sie, die sich durch diesen Antrag geehrt fühlte, willigte gern in die Verlobung mit dem um zehn Jahre älteren Manne ein. Forster reiste bald darauf wieder ab nach Wilna, wo man ihm eine günstige Stellung angeboten hatte, um, sobald er dort seine Verhältnisse gefestigt hatte, die Braut heimzuholen. Während seiner Abwesenheit näherte sich aber Theresen ein anderer Mann, dessen Name nicht genannt wird, und ihr Herz entbrannte in Liebe. Täglich fühlte sie die Kraft mehr schwinden, dem Verlobten die Treue zu halten und die schwersten Herzenskämpfe befiehlen sie. Wie aus den Briefen Auguste Schneiders hervorgeht, hatte sie sich ihr offenbart und diese lud sie ein, sich aus der Nähe des gefährlichen Mannes zu ihr zu flüchten. Therese nahm die Einladung an, zumal sie als Grund ihrer Reise die schwere Erkrankung der Freundin vorschützen konnte. Bei den Briefen Auguste Schneiders in der hiesigen Bibliothek befindet sich auch ein rührender Brief von Theresens Stiefmutter, die den Herzenszustand ihrer Tochter kannte, in dem sie Auguste bittet, Therese bei zustehen und heilend auf sie einzuwirken. Am 4. Sept. 1784 reiste Therese von Göttingen ab und blieb nun 7 Monate, bis zum Tode Augustens in Gotha. Sie wohnte in demselben Hause in der Schönen Allee Nr. 11 - dem Purgoldschen - mit ihr und widmete sich ganz der Pflege der Kranken, nur von Frau Zara Purgold unterstützt. Von ihrem damaligen Aufenthalte in Gotha schrieb sie später: „Nach 7 Monaten, die ich bei dem Krankenbett, dem Sterbelager eines interessanten Weibes zubrachte 7 Monate, voll wunderbaren Ereignissen für meine Bildung, in denen ich mich immer mehr in die Treue gegen den abwesenden Forster hinein schwärmte, damals lebte ich täglich mit dem letzten Herzog von Gotha, den ich kindisch verehrte, damals sah ich 19 jähriges Mädchen, die durch willkürliche Kinderei um 4 Jahre jünger erschien, den 48 jährigen Leibmedikus Grimm zu meinen Füßen und diese Zeit war wieder schön, ich kann auf jeden Tag stolz sein — und Sie auf ihre Freundin“. Auguste starb am 3. Februar 1785. Der Herzog Ernst war tief betroffen durch ihren Verlust. Ihr Grab ließ er mit einer Platte aus carrarischem Marmor decken, die den Namen, Geburts- und Sterbetag und die von dem Generalsuperintendenten Koppe verfaßte Inschrift trug:

"Die Hülle, welche die Gute zurück ließ, ehren die verwaisten Freunde durch diesen bescheidenen Stein. Sie selbst gehört dem Himmel!"

Therese Heyne kehrte nach Göttingen zurück. Der Mann, der früher so von ihr geliebt worden war, war abgereist, dafür aber war der oben genannte Privatdozent Mayer nach Göttingen gekommen und nun entstanden bald innige Beziehungen zwischen ihm und ihr, die auch nicht endigten, als Forster aus Wilna zurückkehrte. Therese berichtet selbst: „Forster kam, schwärmte mehr wie wir zwei, ließ uns einander ewige Liebe schwören auf Du und Du, bat von mir keinen Kuß, den ich nicht auch Meyer anbot, zum Glück dauerte das nur 16 Tage, den Tag nach der Hochzeit reisten wir ab nach Polen.“ Zwei Jahre währte der dortige Aufenthalt. Forsters Aussichten auf eine ihm zusagende Stellung in russischen Diensten zerschlugen sich und am 13. Sept. 1787 kehrte er mit seiner Gattin nach Göttingen zurück. Im folgenden Jahre ernannte ihn der Churfürst von Mainz zu seinem ersten Bibliothekar und zum Professor und so siedelte das Ehepaar dorthin über. In dieser Zeit lebte auch der Briefwechsel zwischen Caroline Böhmer und Therese Forster wieder auf und da jener der Aufenthalt in Marburg auf die Dauer nicht zusagte, beschlossen sie auch nach Mainz überzusiedeln, um in Theresens Nähe weilen zu können. Ehe sie jedoch diesen Entschluß ausführte, wollte sie erst noch einige Wochen in Gotha und Göttingen verweilen. Anfang Oktober 1791 traf sie in Gotha ein und wurde von der Familie Gotter mit Freuden aufgenommen. Natürlich mußte sie auch an dem gesellschaftlichen Leben teilnehmen und lernte die Gemahlinnen Reichards und Ettingers kennen und schätzen. Aber auch das Interesse eines Mannes erregte sie in hohem Maße und dieses war der seit einigen Jahren verwitwete Generalsuperintendent Löffler. Er war bald so eingenommen von ihr, daß er Gotter bat, den Freiwerber für ihn bei Caroline zu machen. Auch Madame Schläger wurde in das Geheimnis gezogen und auch sie bemühte sich. Caroline zu veranlassen, eine so günstige Gelegenheit, ein sicheres Heim an der Hand eines hochgeachteten Mannes zu gewinnen, nicht ungenützt vorübergehen zu lassen. Wirklich schwankte Caroline einige Zeit, doch dann siegte der Freiheitsdrang in ihr. Sie schlug die Hand Löfflers aus, verließ Gotha und begab sich nach Göttingen, wo sie bis zum Frühjahr 1792 weilte. Am 20. März jenes Jahres aber schrieb sie bereits von Mainz aus an Luise Gotter. Als im Juli 1792 Reichard und Frau zur Kaiserkrönung nach Frankfurt reisten und im Anschluß daran eine Rheinreise unternahmen, verweilten sie auch einige Tage in Mainz und wurden sowohl von Forster und Frau als auch von Caroline und Tochter freudig begrüßt. Von Amalie Reichard war Caroline entzückt und schrieb: „Ich habe die liebe Frau diesmal mehr wie in Gotha gesehen und mich ihrer gefreut.“ Leider fiel ein Schatten auf jene schönen Tage des Zusammenseins durch den plötzlichen Tod von Frau Forsters jüngstem Kinde. Anfangs beschränkte Caroline ihren Umgang ganz auf die Familie Forster, bald aber wurde sie auch in das erregte Leben und Treiben, das infolge der französischen Revolution in Mainz herrschte, hineingezogen. Dazu kamen unerquickliche Vor fälle in der Forster'schen Familie. Forster war entschiedener Republikaner; als am 21. Okt. 1792 die Franzosen Mainz einnahmen, begrüßte er sie als Befreier. Am 5. Nov. trat er dem revolutionären Club: „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit" bei und hielt am 15. Nov. eine siegesgewisse Rede über die dauernde Zugehörigkeit von Mainz zum neuen Frankreich, worauf er Vizepräsident der provisorischen Generalverwaltung wurde. In seinem Hause wohnte seit dem Dezember 1790 der sächsische Legationssekretär Ludwig Ferdinand Huber, der Bräutigam von Dora Stock, der Schwester der Frau Consistorialrat Körner in Dresden. Körner und Huber und ihre Bräute waren es gewesen, die einst so hilf reich in Schillers Schicksal eingegriffen hatten. Hubers Verheiratung hatte aber noch nicht stattfinden können. Er hatte nun Therese Forster kennen gelernt und war in heftiger Liebe zu ihr entbrannt, die von ihr, die Forster ja eigentlich nie geliebt hatte, erwidert wurde. Er löste seine frühere Verlobung mit Dora Stock, verfeindete sich aber dadurch natürlich mit Körner und Schiller. Als nun am 2. Dez. 1792 Frankfurt von den Preußen besetzt wurde, benutzte Therese die Gelegenheit, die drohende Kriegsgefahr vorschützend, Mainz zu verlassen und begab sich mit ihren 2 Kindern unter dem Schutze Hubers nach Straßburg. Tröstend blieb bei Forster Caroline zurück. Als aber Forster am 25. März 1793 nach Paris ging, stand sie nun ganz allein und faßte daher den Entschluß, Mainz ebenfalls zu verlassen und, da sie zunächst nicht wußte wohin, behielt sie Gotha im Auge und trat mit ihren hiesigen Freunden in Verbindung. Anfang April reiste sie mit ihrer Tochter und zwei aus Göttingen stammenden Damen aus Mainz ab. In Frankfurt wurden die Reisenden von den preußischen Vorposten angehalten und da sie eine zur Flucht gelassene Frist unvorsichtiger Weise nicht benutzten, am 8. April gefangen genommen und als revolutionärer Gesinnung verdächtig nach der Festung Königstein im Tanus gebracht. Aber zu den Leiden der Gefangenschaft gesellte sich für Caroline eine viel schrecklichere Wahrnehmung. Sie hatte sich in Mainz nach einer Ballnacht einen Fehltritt mit einem französischen Offizier zuschulden kommen lassen und bemerkte nun, daß dieser nicht ohne Folgen geblieben war. Sie war der Verzweiflung nahe und dachte an Selbstmord. An alle ihre Bekannten, so auch an Gotter in Gotha wandte sie sich, um Schritte zu ihrer Befreiung zu unternehmen. Gleichzeitig vertraute sie sich einem alten Bekannten, dem Buchhändler Göschen in Leipzig, an und bat ihn, ihr für einige Zeit ein Unterkommen in einem abgelegenen Landstädtchen zu verschaffen. Ihre Befreiung nach 3 monatlicher Haft gelang endlich ihrem jüngsten Bruder, der Arzt in Frankfurt war und Göschen sorgte für ihre Aufnahme bei einem Arzte in Lucka im Altenburgischen. Unter dem Vorgeben, sie müße, um nicht wieder Unannehmlichkeiten ausgesetzt zu sein, sich einige Zeit unter fremden Namen verborgen halten, verschwand sie aus dem Kreise ihrer Bekannten. Nur zwei außer Göschen wußten um ihren Aufenthalt, es waren die Brüder Aug. Wilh. und Friedrich Schlegel und diese nahmen sich ihrer in rührendster Weise an. Caroline nannte sich in Lucka Julie Krantz. Am 3. November schenkte sie einem Knaben namens Wilhelm Julius das Leben. Unter den Paten befindet sich Friedrich Schlegel, stud. jur. in Leipzig. Das Kind wurde Pflegeeltern übergeben und starb am 20. April 1795. An Gotter schrieb Caroline, er möge in Gotha ein Stübchen in der Nähe seines Hauses für sie mieten und wenn es im Sackgässchen wäre; gemeint ist hier ohne Zweifel die sogenannte „Bratpfanne.“ Am 8. Februar 1794 traf sie hier ein und verweilte in Gotha bis Anfang April 1795. Freilich wurde ihr außer von Gotters und dem 2 Häuser weiter unten in der jetzigen Müllerschen Kohlenhandlung wohnen den Minchen Bertuch und der Familie Schläger, die ihre Wohnung in der jetzigen Amtsschule hatte, ein wenig freundlicher Empfang zuteil. Sie galt als entschiedene Revolutionärin. Auch war die Nachricht von der Trennung Theresens von Forster hierhergedrungen und auch damit wollte man sie in Verbindung bringen. Sie sah sich daher veranlaßt an Amalie Reichard zu schreiben und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Äußerungen der Frau Consistorialrat Gelbke, die ihr hinterbracht wurden, veranlaßte sie, auch dieser Dame fernzubleiben. Still verbrachte sie ihre Tage, widmete sich viel ihrer Tochter Auguste, führte einen eifrigen Briefwechsel und entwarf Pläne für die Zukunft. Auch mit Therese Forster stand sie in brieflichem Verkehr. Diese teilte ihr den Tod Forsters mit und bedauerte, daß sie nicht zueinander gepaßt hätten. Zugleich aber fügte sie in Beziehung auf Huber hinzu: Ende April verheiraten wir uns und gehen nach Zürich.“ Ich will diese Gelegenheit benutzen, um kurz ihre weiteren Schicksale zu erwähnen. Nach Gotha ist sie nicht wieder gekommen. Nach der Verheiratung lebte das Ehepaar Huber zu nächst in dem Dorfe Bosle bei Neuschatel und suchte durch Schriftstellerei seinen Lebensunterhalt zu gewinnen, denn während Huber auf dem politischen Gebiete tätig war, begann Therese unter dem Namen ihres Gatten, um auch zum Unterhalte beizutragen, novellistisch tätig zu sein. 1798 siedelten sie nach Stuttgart über, wo Huber die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ übernahm. Eine gesicherte Stellung im Staatsdienste wurde ihm 1803 zuteil, als er zum Landesdirektionsrat in Ulm ernannt wurde. Leider starb er bereits 1804, tief betrauert von seiner Gattin. Die älteste Tochter Theresens verheiratete sich mit einem Sohne des Dichters Herder, der im bayerischen Staatsdienst eine angesehene Stellung bekleidete. Um für ihren und der Ihrigen Lebensunterhalt zu sorgen. blieb Therese Huber unausgesetzt schriftstellerisch tätig. Im Jahre 1819 übernahm sie die Schriftleitung des Stuttgarter „Morgenblattes“, die sie bis 1824 besorgte. Alsdann siedelte sie nach Augsburg über, wo sie am 15. Juni 1829 starb. Ihr Sohn Viktor Amié Huber, Professor in Berlin, gab ihre Werke in 6 Bänden heraus.

Doch kehren wir nun zu Caroline zurück, die wir in Gotha verließen. Zunächst hatte sie die Absicht, ihren ferneren Wohnsitz in Dresden zu nehmen, jedoch sie fürchtete sich vor der Familie Körner, von der sie an nahm, daß diese ihr wegen der Beziehungen zur Familie Huber feind selig gesinnt sein würde. Einmal hatte sie auch Lust, sich auf dem Lande niederzulassen, aber sie schrieb an Meyer: „Augustens wegen würde ich eine Stadt vorziehen, denn das sie einen Dorfprediger heiratete, wäre mir doch nicht sehr gelegen.“ Die Rückkehr nach Göttingen wurde ihr durch die Lüneburgische Regierung verboten und die Universitätsbehörde auf gefordert, sie, sobald sie sich blicken ließe, auszuweisen. Leider fehlen in der von Waitz als auch von Erich Schmidt 1913 besorgten Ausgabe der Briefe einige, sodaß wir nicht wissen, wodurch sie beeinflußt wurde. wohl ist aber anzunehmen, daß es Aug. Wilh. Schlegel war, der ihre Wahl auf Braunschweig lenkte, da er damals in Hannover weilte. Am 8. April 1795 reiste sie von Gotha ab und in einem Briefe vom 15. beschreibt sie Luise Gotter in humoristischer Weise die Fahrt.

Im Hause der Witwe des Dichters Ebert bot sich ihr eine geeignete Wohnung, die sie aber erst nach ihrem Geschmack einrichtete. Der Briefwechsel mit Gotters dauerte fort. In einem Briefe aus dem Herbst 1795 neckte sie Minchen Bertuch mit Manso, der damals schon in Breslau weilte, und den diese ins Herz geschlossen haben sollte. In Braunschweig selbst fand sie auch bald angenehme Gesellschaft und ausführlich berichtete sie über einen Ausflug mit Schlegel nach Wolfenbüttel zu dem Pädagogen Trapp und einem Souper bei Campes, an dem auch der Buchhändler Vieweg mit seinem Schwiegersohne teilnahm. Im Februar 1796 bedankte sie sich bei Luise Gotter für ein Gothaer Scheitchen, das sie sich gewünscht und von ihr erhalten hatte. Über ihre Beziehungen zu Schlegel schrieb sie nichts mehr, aber im Juni kündete sie plötzlich ihren bevorstehenden Besuch in Gotha an. Geheimnisvoll schrieb sie: „ich komme unter gutem Schutz, aber für den Schutz bitte ich auch um Obdach. Am 1. Juli fand in der Katharinenkirche in Braunschweig ihre Vermählung mit Schlegel statt, und da dieser nach Jena übersiedelte, traf das neuvermählte Paar am 5. Juli in Gotha ein. Der Aufenthalt dauerte nur kurze Zeit und wir wissen nicht, was sich während desselben zutrug. Am 8. morgens reiste man bereits weiter und Luise Gotter gab dem Paar ein Stück das Geleite. Am 11. Juli traf der erste Brief aus Jena ein, in dem Caroline über die Erlebnisse der ersten Tage berichtete. Unter anderm schreibt sie: „Auch habe ich meinen Tee bei Dir gelassen. Darüber hat Schlegel sehr geschmählt und ich habe gestern, da Hufelands zu mir kamen, bei der Schiller Tee borgen müssen. Vorgestern nach Tisch gingen wir zu Schillers, denn an demselbigen Abend war's nicht mehr möglich. Ich hatte mir alles so gedacht, wie es war - nur schöner fand ich Schiller und sein Knabe ist prächtig“. Am 18. Juli berichtet sie über die erste Begegnung mit Goethe, der ihr gedroht „oft auf seinem Wege ins Paradies bei ihr einzusprechen“. Der Herbst 1796 brachte den Musenalmanach mit den Xenien. Caroline beeilte sich, Gotters die auf Gothaer bezüglichen mitzuteilen und Erklärungen dazu zu geben. „Daß nur Minchen das Blatt nicht bekommt“! fügt sie hinzu, „es sind wenigstens ein halb Dutzend andere auf Manso darin“. Ich kann Dir sagen, daß mir das Ding immer weniger gefällt, und ich Schiller (ganz unter uns) seitdem nicht gut bin, denn das glaub, fünf Sechstel rühren von ihm her und nur die lustigen und unbeleidigenderen von Goethe“. Später teilte sie mit, daß Manso's Gegenschrift: An die Sudelköche in Weimar und Jena“ gar keinen Eindruck auf Schiller gemacht habe und sie nur versichert, daß Jacobs sicher nichts davon gewußt habe. Ausführlich beschreibt sie dann den ersten Besuch bei Goethe, von dem das Ehepaar Schlegel zu Tisch geladen war. Herzlichen Anteil bekundete sie als Gotter im Herbste 1796 erkrankte und noch mehr, als sie die Nachricht von seinem am 18. März 1797 erfolgten Ableben erhielt. Sie ließ es jedoch nicht bei den bloßen Beileidsbezeugungen bewenden, sondern nahm sich auch tatkräftig der Familie an. Gotter hatte kein großes Vermögen hinterlassen, deshalb machte sie Vorschläge, wie seine Hinterbliebenen die noch ungedruckten Schriften möglichst gut verwerten sollten. An Iffland, der Gotter zu großem Danke verpflichtet war, denn unter seiner Führung hatte er in Gotha zuerst die Bühne betreten, wurde das Schauspiel „Marianne“ gesandt; mit Schiller versprach sie zu unterhandeln wegen Aufnahme von Teilen der „Geisterinsel“ in die „Horen“ und Schlegel wollte sie veranlassen, die geeignetsten Stellen aus dem Manuskript aus zu suchen. Um die Trauernden zu zerstreuen, ladet sie sie zu einem Besuche in Jena ein. Luise Gotter konnte jedoch zunächst nicht abkommen. Sie verkaufte - nach Andeutungen in den Briefen — damals das Gottersche Haus in der Augustinerstraße und zog wieder in das ihrer Eltern in der Schwabhäuserstraße. In einem Briefe vom 7. September 1797 berichtet dann Caroline auch von einer eigentümlichen Begegnung, die bewies, daß manche alte Gothaer Bekannten ihr noch immer nicht wohl wollten. Sie schrieb: „Die Reichard kam neulich hier durch und Auguste war eben den Nachmittag bei Seidlers (den Eltern der Frau Reichard). Nun weißt Du, sie hat sonst freundlich gegen sie getan, wenn sie sie traf, aber diesmal hatt sie sie nicht angeredet, nicht getan, als ob sie da wäre, da sie sechs Stunden mit ihr in einer Stube war. Vermutlich hat sie geglaubt, Auguste würde nun größer sein und ein artiges Wort tiserait plus à conséquense.“ In demselben Briefe ladet sie aufs neue zum Besuch ein: „Ich habe Schlegeln schon in die 3. Etage geschickt, damit wir in der zweiten hübsch beisammen sein können. Ja, es ist schon gescheuert und ich habe heute eine Wäsche, wozu mir der liebe Gott Regen geschickt hat. Aber freilich wird's wohl trocken werden und die Stuben wieder schmutzig, ehe Du kommst. Im Februar war endlich Luise Gotter mit ihrer ältesten Tochter Cäcilie einige Tage dort und Cäcilie blieb noch etwas länger, da die Ankunft des Malers Tischbein erwartet wurde, der nach Carolinens Vorschlag prüfen sollte, ob sie genug Talent zum Zeichnen habe, um sich zur Künstlerin auszubilden. Jedoch Cäcilie erkrankte und der Plan kam nicht zur Ausführung. In Jena traf Caroline auch wieder mit Generalsuperintendent Löffler zusammen, der nach kurzer Ehe auch seine zweite Frau wieder verloren hatte und bedauerte ihn. „Er ist ganz gesprächig aber nicht lebhaft und ganz anders als ich ihn zuerst sah.“ Besonders interessant ist eine Schilderung und Beurteilung der Erstaufführung und Beurteilung von Schillers Wallenstein in Weimar, der sie beigewohnt hatte und die sie am 24. April 1799 der Gothaer Freundin gibt.

Geht schon aus dieser Kritik hervor, daß Caroline Schiller nicht besonders gewogen war, so noch mehr aus einer andern Äußerung in einem Briefe an Gries. Der Musenalmanach von 1799 hatte Schillers „Glocke“ gebracht und Caroline schrieb darüber: „Die Glocke hat uns an einem schönen Mittag mit Lachen vom Tisch weg, fast unter den Tisch gebracht. Die ließe sich herrlich parodieren.“

In einem Briefe an Luise Gotter aus dem Juni 1799 erwähnt Caroline zum ersten Male Schelling, obgleich dieser seit dem 5. Oktober 1798 als außerordentlicher Professor der Philosophie in Jena weilte. Er zählte erst 23 Jahre, stand aber in der Schöpfermacht einer genialen Frühreife und brachte ein ungeheures von jeder kleinlichen Eitelkeit freies Selbstgefühl mit. Der trotzige Schwabe von gedrungenem Wuchs und unregelmäßigen Gesichtszügen, aus denen die hellen Augen blitzten, imponierte sofort im Hörsaal wie am Schlegel'schen Teetisch durch Geist und Kraft, so wenig er darauf ausging,“ sagte Erich Schmidt von ihm. Caroline schreibt nur: „Meine Haushaltung hat sich sehr vergrößert, Paulussens essen bei mir nebst dem Professor Schelling.“ Über die geheimen Fäden, die sich bereits zwischen ihm und ihr angesponnen hatten, schwieg sie sich aus. Im Frühjahr 1800 war sie längere Zeit krank. Anfangs hatte sie den Plan gehabt, ihre nunmehr 15 jährige Tochter Auguste einige Zeit nach Gotha zu Gotters zu schicken und sie durch Löffler konfirmieren zu lassen. Löffler hatte jedoch auf eine An frage der Frau Gotter abgelehnt. Nun unterblieb die Konfirmation wohl vorläufig ganz und Auguste sollte zunächst ihre Mutter in das Bad Bocklet begleiten. Auf der Reise dahin schloß sich ihnen Schelling in Rudolstadt an und lebte nun einige Wochen mit ihnen in Bamberg und dann in Bocklet. Hier aber erkrankte Auguste und starb am 12. Juli. Caroline war anfangs über den Verlust untröstlich. Schlegel eilte zu ihrem Beistand zu ihr und dankte am 21. August Luise Gotter in herzlicher Weise für einen Trostbrief, den sie der unglücklichen Mutter geschrieben hatte. Um etwas abgelenkt zu werden, beschloß diese, ihrer Mutter, die damals in Braunschweig lebte, einen Besuch abzustatten. Schlegel begleitete sie und anfangs Oktober 1800 trafen sie in Gotha ein. Es war das letztemal, daß Caroline hier weilte. Von hier aus sollte die Reise nach Göttingen gehen, aber die hannoversche Regierung hatte von den Reiseplänen gehört und am 18. September bereits wieder einen Ausweisungsbefehl erlassen und so mußte man die Fahrt nach Braunschweig gleich fortsetzen. Hier dauerte der Aufenthalt bis Ende März 1801 und hieran reihte sich noch ein Besuch in Harburg bei dem jüngsten Bruder Carolinens, der dort als Arzt tätig war. Der Briefwechsel mit Gotha wurde jetzt besonders durch die Gotter'schen Töchter gepflegt. Am 23. April traf Caroline wieder in Jena ein, während Schlegel, der von Braunschweig nach Berlin gegangen war, noch dort weilte und Triumphe feierte in den Vorlesungen, die er abhielt. Der Briefwechsel zwischen den beiden Gatten war zwar ein reger, aber doch mehr oder weniger nur geschäftsmäßiger. Anfangs Mai trafen sich Luise Gotter und Caroline in Weimar, wo Cäcilie Gotter untergebracht wurde, um sich im Zeichnen und Malen weiter auszubilden. Die Worte Carolinens aus einem Brief an Schlegel lauten: „Ich sprach Gotters bei Leibmedikus Huschke, wo Cäcilie unter prosaischen Umgebungen ihre poetische Laufbahn antreten wird, mit großem Eifer indes und einem Mute, von dem ich nun wirklich etwas hoffe. Bis etwas anderes für sie eingerichtet ist, mag dies denn doch besser sein, als wenn sie in Gotha geblieben wäre und sie denkt nicht, den Sommer in Weimar zu verbringen, wenn sie sich früher besser platzieren kann. Ich habe Dir den Brief der Gotter geschickt, lieber Freund, und wenn Du auch jetzt keine Zeit hast, an diese Dinge zu denken, so bist Du doch gewiß so gut und erinnerst Dich, wenn Du bei Tischbeins bist. 200 Thaler ist mehr als ich glaubte, daß die Gotter würde daran wenden können. Aber es ist ihnen wirklich sehr ernst. Julchen war nicht mitgekommen, sonst hätte ich sie vielleicht mit herübergebracht, sie hat auf nächstens eine Aussicht, kommen zu können und ich habe mich der Einladung nicht enthalten, weil sie Dir doch auch ein angenehmer Gegenstand im Hause sein wird. Die Pläne der Mutter mit ihr gehen ordentlich ins Große. Sie will sie nach Lyon zu Verwandten schicken, da soll sie sich formieren und das Französische, das sie schon jetzt sehr in ihrer Gewalt hat, bis zur Vollkommenheit bringen - am Ende läuft dies alles aber doch auf das leidige Erzieherinnen pis aller hinaus: und ich wünsche wohl, das Julchen dieses könnte erspart werden. Im Winter könnte ich sie immer zu mir nehmen, und wenn Du kommst, wollen wir solches weiter besprechen“. Bezeichnend für Carolinens Stimmung gegen Schiller ist übrigens eine Stelle in demselben Briefe. Mit Gotters zusammen hatte Caroline einer Aufführung des Don Juan beigewohnt und daran anknüpfend schrieb sie: „übrigens erfahre hiermit als tiefes Geheimnis, daß Schillers nächstes Stück ein Don Juan sein wird. Er hat es Schellingen offenbart, daß er eben da an der Stelle stehe, um die Studien dazu zu machen. Sieh nur, wie der Mann sich in die Popularität hineinstürzt, wie sein Taucher in den Schlund der Charybde. Man muß doch sehen, ob er nicht einmal den Becher wird herausbringen zuletzt muß er seinen Untergang dabei finden, daran ist kein Zweifel. Die Aufregung ist zu groß und die Seeungetüme werden ihm keinen Frieden lassen". Schlegel kehrte vorläufig nicht nach Jena zurück, wohl aber ging Julchen Gotter im Juni dahin und weilte 10 Monate bei Caroline. Ein Brief aus dem Juni 1802 an Luise Gotter enthält Vorschläge für Cäciliens weitere Ausbildung in Dresden, auch Besorgungen gab es häufig für Caroline zu erledigen. Beispielsweise sei nur angeführt, als Hegel im Schellingschen Kreise in Jena weilte, hatte ihm die Wurst, die Caroline aus Gotha bezogen hatte, vortrefflich geschmeckt. Frau Gotter mußte ihm 4 Pfund besorgen und auch einige Pfund für Caroline. Die Philosophie wurde also auf recht realer Grundlage aufgebaut. Im Oktober 1802 waren die beiden jüngern Gotterschen Töchter auch wieder auf einige Zeit zum Besuche in Jena. Sie mochten wohl den innigen Verkehr Carolinens mit Schelling beobachten, auch mußte es ihnen auf fallen, daß Schlegel nun seit Jahr und Tag in Berlin weilte, aber im Frühjahr 1802 hatten ihn Caroline und Schelling dort besucht, also schien nichts Außergewöhnliches bevorzustehen. Plötzlich am 18. Februar 1803 teilte Caroline der Gothaer Freundin ihre bevorstehende Trennung von Schlegel mit und bat zugleich, den Brief auch Minchen Bertuch zu zeigen. Schlägers seien bereits davon unterrichtet. Daß ihr die Trennung der Ehe leicht wurde, geht aus einer Wendung am Schluße des Briefes hervor: „Außer den ernsthaften Mitteilungen hätte ich Dir noch hundert komische Dinge zu erzählen“. Am 1. März schickte sie einen reichen Ungarn, der sich in Jena aufhielt, nach Gotha, damit er sich die Stadt ansehen sollte und am 21. März berichtet sie über dessen Besuch: „Länger wie einen Tag in Gotha zu verweilen, davon schreckt mich allerdings Podmanitzkys Beschreibung ab, der wieder hier ist und die Hände über dem Haupte zusammenschlägt, wenn er sich des erhaltenen Eindrucks erinnert". Kurz nach ihrer Scheidung verließ Caroline mit Schelling Jena, um sich mit ihm zu seinen Eltern nach Murhard in Württemberg zu begeben. Bezeichnend für die damalige Lebensauffassung ist es, daß Schelling von Weimar aus an Schlegel schrieb und den Brief mit den Worten schloß: „Caroline läßt Sie noch vielmals grüßen“.

In Murhard traute Schellings Vater, der Geistlicher war, das im Alter ziemlich ungleiche Paar, denn Schelling war 11½ Jahr jünger als Caroline. Die beabsichtigte Reise nach Italien fand nicht statt, denn Schelling wurde nach München gerufen und dort veranlaßt, eine Professur in Würzburg anzunehmen. Ehe jedoch die Übersiedlung dort hin stattfand, machte man einen Besuch in Stuttgart und hier sahen sich Therese Huber und Caroline wieder „nicht ohne die innigste Bewegung von beiden Seiten“. Von Würzburg aus schrieb Caroline am 4. Januar 1804 an Luise Gotter. (Verschiedene in der Zwischenzeit gewechselte Briefe scheinen verloren gegangen zu sein, denn Caroline schreibt: „daß die gute Pflegemutter ihr Leben geendigt hat (gemeint ist Frau Hofrat Schläger) erfuhr ich durch Julchen. Friede sei mit ihr"). Sonst schildert sie nur die neuen Verhältnisse, in die sie in Würzburg eingetreten war. Gotters waren Cäciliens Ausbildung halber für einige Zeit ganz nach Cassel übergesiedelt, schon nach einem halben Jahre aber nach Gotha zurück gekehrt. Erst im August 1805 traf wieder ein Brief aus Würzburg ein. Caroline entschuldigt ihr langes Schweigen, erzählt von ihrem Befinden, kann aber auch eine kleine Bosheit nicht unterdrücken. Im Frühjahr 1804 war Herzog Ernst II. gestorben, den Reichards Frau sehr verehrt hatte und nun fragte sie: „Ist Mad. Reichard, wie sie sich vorgesetzt hatte, dem Verstorbenen gefolgt oder auf Erden geblieben?“ Sie hatte aber wohl keine Ahnung davon, daß Amalie Reichard in der Tat am 21. Juli 1805 gestorben war. Die Briefe an die Gothaer Freunde sind dann eine Zeit lang spärlich. Am 15. Mai 1806 kündet sie ihnen die bevorstehende Übersiedlung nach München an. Im Herbste jenes Jahres kam die verhängnisvolle Katastrophe von Jena, von der auch Gotha wenigstens durch Truppendurchmärsche in Mitleidenschaft gezogen wurde. In teilnehmendster Weise erkundigte sich Caroline, wie die Gothaer Bekannten die schwere Zeit überstanden hätten: „Was machen Deine Töchter? Pflegen sie auch Kranke und Verwundete? Eure Stadt hat sich immer als die hilfreiche ausgezeichnet und wird auch diesmal deshalb gerühmt. Am meisten fürchte ich bei Euch die Teuerung, da an vielem Mangel geworden sein mag“. Über sich berichtet sie: „Unser Geschick hat uns allen kriegerischen Szenen bis jetzt entzogen — wir haben weder den Sieger noch Besiegte zu sehen bekommen. Besiegte sind wir ja zwar sämtlich“. Ein Brief der Familie Gotter hatte sich mit dem eben er wähnten gekreuzt und schon im wesentlichen die Antworten auf Carolinens Fragen enthalten. Unter andern Mitteilungen hatte er auch die Nachricht gebracht, daß ein Gothaer Briefträger namens Thomas ein Bändchen Gedichte veröffentlicht habe. Daran knüpfte Caroline in humoristischer Weise an und schrieb: „Der ungläubigste Thomas müßte ja an Inspiration glauben, wenn er den kleinen Thomas Werke der Begeisterung vollbringen sieht. So lange hat er den schönen Geistern Briefe getragen, bis er selber einer geworden ist. Das recht Charakteristische hierbei ist die Huldigung gegen die Frauen und besonders die eigene Frau. Das ist Zeitsitte. - Glückliches Land aber, wo der Fürst und der Briefträger Idyllen und Ideale liefern“. Am Schluß fügt sie hinzu: „Grüße mir Minchen und melde mir immer, was in Euerm Leben sich verändert zum Bessern oder auch nicht Bessern — ich muß wenigstens wissen, wie es Euch geht“.

Das Jahr 1807 brachte dann die Übersiedlung zweier Gothaer Gelehrten nach München, Schlichtegrolls, des Schwiegersohnes Schlägers und Friedr. Jacobs, denen 1808 noch Hamberger folgte. Da gab es nun für Caroline viel zu berichten. Wenig günstig war das, was sie von Schlichtegroll erzählte: „Wenn ich mich recht erinnere, so wurde Schlichtegroll unter euch dafür gehalten, daß er einen ganz losen, leisen Katzengang habe, und seinen Vorteil beständig vor Augen und im Herzen. Ich muß gestehen, er kommt mir eben ein wenig katzenartig vor, aber von der gutmütigen Gattung, die nur ihr Bestes, aber nicht anderer Übel will“. Später wurde freilich das Urteil ein weniger günstiges, über Jacobs dagegen behielt sie stets ein sehr günstige Meinung. Im Januar 1808 traf Frau von Staél mit Schlegel, der seit einem Jahre ihr Begleiter war, in München ein und Caroline sah ihn wieder. An Luise Gotter schrieb sie darüber: „Schlegel war sehr gesund und heiter, die Verhältnisse die freundlichsten und ohne alle Spannung. Er und Schelling waren unzertrennlich“. Wenige Monate darauf schrieb sie einmal über Jacobs: „Es ist sehr wahr, daß der feinsinnige Jacobs einige Monate hindurch so angegriffen war, daß er sein Heimweh niemandem verbergen konnte, und seine Lustigkeit, wenn er sich zuweilen dazu forcierte, wie die helle Verzweiflung aussah“. In der Tat kehrte ja auch Jacobs einige Jahre später nach Gotha zurück. Über Frau Hamberger urteilte Caroline: „Ihre Erscheinung ist aber nicht dazu gemacht, um das Vor urteil gegen den guten Geschmack der Gothaer in Absicht auf Kleidung und äußerliche Darstellung zu widerlegen. Sie sieht ganz aus wie eine alte Hofsängerin oder französische Gouvernante und man behauptet, sie trage eine lila Perücke“. Im September 1808 traf wieder einmal ein längerer Brief an Pauline Gotter in Gotha ein. Caroline war mit Schelling in Carlsbad gewesen, und das Interessanteste, was sie berichten konnte, war folgendes: „Gleich in den ersten Tagen wurde uns durch Ziegesars (Ziegesar war früher Geheimer Rat in Gotha gewesen und dann in gleicher Eigenschaft nach Weimar berufen worden, es gehörte ihm das Rittergut Drakendorf bei Weimar. In Gotha wohnte er nach Schlägers in der Amtsschule) die Freude, Goethes Bekanntschaft zu machen; unter freiem Himmel war sie geknüpft und unter freiem Himmel wurde sie täglich fortgesetzt. Spaziergänge, Landpartien und Vorlesungen wechselten angenehm ab und wir machten bald mit Ziegesars, Goethen und seinem Freund Riemer einen kleinen Zirkel aus, der fest zusammen hielt und gewiß der lustigste und vergnügteste in Carlsbad war. Auch die nächsten und letzten Briefe nach Gotha waren an Pauline Gotter gerichtet. Im Sommer 1809 unternahmen Schellings eine Reise nach Maulbronn und hier erkrankte Caroline an einem epidemischen Nervenfieber und der Ruhr und starb am 7. September 1809, fünf Tage über 46 Jahre alt. Schelling ließ auf ihren Grabobelisken die Worte setzen:

„Das Grab der treuen und ewig Geliebten bezeichnet mit diesem Stein Ihr hinterbliebener Gatte Friedr. Wilh. Joseph Schelling Jedes fühlende Wesen stehe mit Andacht hier wo die Hülle schlummert, die einst das edelste Herz und den schönsten Geist einschloß“.

Über Caroline sind die verschiedensten Urteile gefällt worden, das härteste wohl von ihrer ehemaligen Freundin Therese Huber. Sie schrieb kurze Zeit nach Carolinens Tod. „Jetzt eben starb ein Weib - die arme Bürger (Bürgers 3. Gattin, von der sie vorher gesprochen hatte) ist gegen sie eine Vestalin, aber diese behielt die Außenseite einer Frau von Stande und imponierte bis an ihren Tod. Ich meine Schellings Frau, die vor ein paar Monaten starb. Eines der merkwürdigsten Geschöpfe an Sinnlichkeit, Falschheit und Verstand — sie hatte soviel Verstand, daß ich überzeugt bin, sie wäre endlich gut geworden — ja man sagt mir, das sei sogar in ihrem letzten Jahre der Fall gewesen.“ Der bekannte Literarhistoriker Ludwig Geiger fügt hinzu: „Das Urteil mag manchem nicht gefallen, ich sehe keinen Grund, es zu unterdrücken. Gegenüber dem Götzendienst, der mit Carolinen getrieben wird, mag das starke, wenn auch einseitige Wort ihrer sehr verkannten Nebenbuhlerin sich geltend machen. Erich Schmidt nennt sie „eine seltene deutsche Briefkünstlerin, eine höchst interessante Frau, deren Los es war, weit über den Tod hinaus Enthusiasmus und Abneigung zu erwecken“. Alfred Wien in seinem fesselnden Buche: „Liebeszauber der Romantik“ jubelt: „Das ist „Caroline“ deren Ehrentitel es war, daß sie, dreimal verehlicht, gleichwohl unter ihrem Vornamen durch die Geschichte geht: die Eine, Einzige, Sie, Caroline“. — Schelling war über ihren Tod lange Zeit unsäglich unglücklich und an Luise Gotter schrieb er, als er ihr ihr Ableben mitteilte: „Mir bleibt der ewige, durch nichts als durch den Tod zu lösende Schmerz, einzig versüßt durch das Andenken des schönen Geistes, des herrlichen Gemüts, des redlichsten Herzens, das ich einst in vollem Sinne mein nennen durfte.“ Zugleich fügte er hinzu: „Sie verehrte Frau, sind eine von den wenigen, mit denen ich ganz nach meinem Herzen von Caroline reden darf. Sie haben nie aufgehört, sie zu lieben und auch ihr Herz gehörte Ihnen. Lassen Sie einen Teil der Freundschaft, die sie zu der Lieben getragen, auf mich übergehen. Ich werde einen Trost darin finden, von denen, welche sie im Leben geliebt, mit Freundschaft angesehen zu werden. Lassen Sie mich ein teilnehmendes Wort von Ihnen und Ihren lieben Töchtern hören.“ In der Tat spann sich der Briefwechsel zwischen dem vereinsamten Gatten und der Familie Gotter in der gleichen Weise fort, wie er mit Caroline bestanden hatte. Namentlich war es Pauline, die durch Ziegesars mit dem alternden Goethe bekannt geworden war und mit ihm in Briefwechsel stand, die den Verkehr aufrecht erhalten mußte. Von ihr erhielt er, wenn er sein Herz ausgeschüttet, tröstliche Antwort. Dadurch knüpfte sich zwischen den Seelen fester und fester ein Band und endlich flossen leise Unterströmungen hinüber und herüber. Nun wollte man sich auch einmal persönlich begrüßen und gegen Pfingsten 1812 fand eine Begegnung in Lichtenfels statt. Hier wurde es ihnen zur ernsten, frohen Gewißheit, daß sie für einander bestimmt seien und die Verlobung wurde gefeiert. Bereits am 11. Juni 1812 fand die Vermählung in Gotha statt. Die Ehe ward eine äußerst glückliche und mit Kindern gesegnete. Schelling starb am 30. August 1854 in Ragatz, und seine Gattin, die seinen Verlust nicht verschmerzen konnte, folgte ihm am 13. Dezember desselben Jahres im Tode nach. Eine Tochter Schellings heiratete den Herrn von Zech in Gotha. Seine Urenkel aber leben zum Teil noch unter uns, einer von ihnen war der deutsche Gesandte in Konstantinopel, Freiherr von Wangenheim.

Urheberechtshinweis

Dieser Artikel befindet sich als Druck in unserem Archiv. Damit greift das Archivrecht. Die Urheberrechte der Artikel sind abgelaufen. Nutzung dieser Archivalien nur mit ausdrücklicher Genehmigung unseres Archives erlaubt.