Die Gothaer Familie Jacobs und ihr Wirken in Gotha

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Die Gothaer Familie Jacobs und ihr Wirken in Gotha

Pastor Rudolf W. L. Jacobs, Unna Vortrag am 15. Okt. 2005 im Ost-Vorsaal von Schloss Friedenstein zu Gotha

Wie kommt ein Pastor aus dem Rheinland, jetzt in Westfalen im Hause seiner großmütterlichen Urgroßeltern wohnend, also, wie komme ich dazu, Ihnen heute etwas über die Gothaer Familie Jacobs und ihr Wirken in Gotha erzählen zu wollen? Zum Einen deswegen, weil der Vorstand des Freundeskreises Schlossmuseum Gotha mich darum gebeten und eingeladen hat. Vielen Dank dafür! Zum Andern aber deswegen, weil meine Eltern, mein Vater Carl Jacobs, geboren 1904 in Friedrichroda und meine Mutter Käthe Jacobs geborene Riemschneider, geboren 1908 in Pössneck, ihre vier Söhne immer mit ihrer Heimat, mit Thüringen und Gotha bekannt gemacht haben, obwohl sie seit den 30er Jahren im Rheinland lebten. Auch in der schwierigen DDR-Zeit ist die Verbindung immer aufrecht erhalten worden. Bin ich vom Geburtsort Bonn her ein Rheinländer, so bin ich doch vom Herkommen ein Thüringer, nach dem spaßigen Satz: Wenn eine Katze im Fischladen Junge bekommt, sind das ja auch keine Fische sondern bleiben Katzen . . . Meine Eltern waren Thüringer, und daher fühle ich mich also auch als Thüringer bzw. Gothaer und könnte analog dem Wort des U. S.-Präsidenten John F. Kennedy „Ich bin ein Berliner“ sagen: „Ich bin ein Gothaer“. Es ist m. E. ein historischer Augenblick, daß ich hier in Gotha auf Schloss Friedenstein über die Gothaer Familie Jacobs sprechen darf; insbesondere weil dies der Ort ist, wo viele Angehörige meiner Familie gewirkt haben, ist es für mich besonders bewegend. Denn wer hätte vor 15 Jahren gedacht, das dies einmal möglich sein würde!

Mein Vater, der unser Familienarchiv begründete, hatte keine Gelegenheit ausgelassen, mich an die Geschichte unserer Familie heranzuführen, d. h. vor allem an die Geschichte der Familie in Gotha, obwohl meine direkten Vorfahren in anderen Gothaischen Amtsorten, wie Gräfentonna, Tenneberg und Reinhardsbrunn, Zella St. Blasii, Ichtershausen und Ohrdruf als herzogliche Beamte tätig waren.

Ich möchte zunächst einen Überblick über die Stammfolge der Familie Jacobs geben.

Dann möchte ich etwas sagen über verwandte Gothaer Familien und Töchter-Nachkommen.

Abschließend komme ich dann zu den für Gotha bedeutendsten Gliedern der Familie, wie dem Altertumswissenschaftler Friedrich Jacobs, seinem Bruder, dem Amateur-Geologen Wilhelm Jacobs, und dem jüngsten Sohn von Friedrich Jacobs, dem Maler Emil Jacobs.

Zunächst also ein Überblick über die Stammfolge der Familie, die in einer am Schluss beigegebenen abgekürzten Übersicht verfolgt werden kann. Wer sich genauer über die Gesamtfamilie und einzelne Familienglieder orientieren will, kann das jetzt tun in der von mir publizierten Familien-Geschichte, illustriert durch eine Reihe von Bildern aus dem Familienarchiv[1].

Der Gothaer Stammvater aller Thüringer Namensträger ist Johann JACOBS; er war kein Thüringer sondern stammte aus Schleswig-Holstein; daher auch die Namensform mit dem „S“ am Schluß und nicht wie in Thüringen üblich: „Jacob“, also ohne „S“. Er wurde 1648, im Friedensschlußjahr des 30jährigen Krieges, in der alten Hansestadt Flensburg geboren. Sein Vater Hinrich Jacobs war Bürgermeister vom Kirchspiel St. Nicolai in Flensburg, seine Vorfahren Flensburger Patrizier und Königl. Dänische Kaufleute, denn bis zum deutsch-dänischen Krieg 1864 gehörte Flensburg zum Königreich Dänemark. Wie kommt nun ein Flensburger nach Thüringen und nach Gotha? Sein Vater wollte, daß sein Sohn Jurist werde; denn er selbst hatte oft hinter seinem juristischen Kollegen im Bürgermeisteramt zurückstehen müssen. Das sollte seinen Söhnen nicht passieren; er schickte sie auf die damals gerade neu gegründete Universität Kiel, dann nach Helmstedt und zum Schluß nach Jena, wo Johann zum Dr. juris utriusque, des bürgerlichen und des Kirchenrechts, promovierte.

In Jena hielt er zunächst private juristische Vorlesungen, präsidierte bei verschiedenen Promotionen seiner Studenten und heiratete dort seine Frau, Maria Elisabetha VOLCK. Sie war in Gotha geboren als Tochter des Hof- und Landmedicus Dr. phil. et med. Johann Volck; sie lebte aber in Jena, weil ihre Mutter in 2. Ehe den Jenaer Theologie-Professor Christian CHEMNITIUS geheiratet hatte.

Diese Schwiegermutter von Johann Jacobs, Maria Chemnitius verw. Volck geb. GERHARD, war eine Tochter des damals berühmtesten Theologen der evangelisch-lutherischen Kirche Johann GERHARD. Vielleicht hat sie die Verbindung nach Gotha geknüpft, denn Herzog Friedrich I. entdeckte den juristischen Gelehrten und bot ihm an, in die Gothaer Regierung einzutreten oder eine Amtmann-Stelle zu übernehmen. Johann Jacobs entschied sich für die Gothaer Regierung und zog 1680 mit seiner Familie von Jena nach Gotha.

Das Haus, in dem er und und auch die Familie seines Sohnes, des späteren Hofmedicus und Bürgermeisters von Gotha wohnte, ist das bekannte Renaissance-Haus am Hauptmarkt, Zur Goldenen Schelle, das wohl auch solange im Besitz der Familie geblieben ist. In den jetzt publizierten Tagebüchern von Herzog Friedrich I., verfasst 1667-1686, erscheint Jacobs als wichtiger Berater und Begleiter des Herzogs in den Jahren 1684-1686[2].

Eine kleine Begebenheit möge illustrieren, wozu alles ein Hofrat dienlich sein mußte. Im Reise-Bericht des Kammerdieners Johann Christoph Emmerling aus dem Jahre 1688 wird ein westfälisches Reiseabenteuer des Herzogs bei seiner Rückkehr aus den Niederlanden wiedergegeben. Die herzogliche Reisegesellschaft erreichte von Büren herkommend erst gegen 9 Uhr abends das Dorf Meerhoff, wo es „nur sauer Bier und viele Flöhe“ gab. Um sich die Zeit bis zum Nachtmahl zu vertreiben, zeichnete der Herzog „auf ein grün Tuch ein Bretspiel“ und ließ „solches von Herrn Hoffrath Jacobs mit Kreyde litiren und verfertigen, auch nachgehend vermöge Apffelschnizen statt der Brettsteine, mit Ihme das Verkehren(?) drauff spielten; so wunderlich es erst aussahe, so artig gieng es doch an, und kunte dieser vergnügsame liebe Fürst doch wenigstens die Zeit so lange mit was vertreiben, bis die interim zurecht gemachte WaßerSuppe und auf dem Rost gebratene alte Schinckenschnitte zur Mahlzeit aufgetragen wurden[3].“ Der Hofrat Jacobs machte dann schnell Karriere am Gothaer Hof; er wurde Mitglied des Regierungskollegiums, seit 1692 führte er auch die Regierungsgeschäfte des Herzogtums Sachsen-Römhild von Gotha aus; 1691, nach dem Tode des Herzogs Friedrich I., hatte er als dänisch sprechender Diplomat den Elephanten-Orden nach Kopenhagen zurückzubringen und wieder für den neuen Herzog entgegen zu nehmen; die dabei gehaltenen Reden sind als Paradebeispiele damals veröffentlicht worden[4]. Man hätte ihn gerne am dänischen Hofe behalten und bot ihm dazu noch die Erhebung in den Adelsstand an. Sein Urenkel Friedrich Jacobs referiert die Meinung dieses seines Urgroßvaters hierzu: “Er wolle lieber, meinte er, auf der geringern Stufe in Ehren, als auf der höhern bei beiden Ständen in Geringschätzung stehn. Um unter dem Adel geachtet zu seyn, sey es nicht genug, bürgerliche Verdienste zu haben; der Stand müsse durch hinreichende Mittel aufrecht erhalten werden. Ohne diese sinke eine Familie, eine zahlreiche vornemlich, schnell herab, und sey dann übler daran als die bürgerliche, welcher weit mehr Wege zum Fortkommen offenständen. . . . Das Beispiel dieses verständigen Mannes stand mir vor Augen, als mir der bairische Verdienstorden das Recht gab, meinem Namen ein „von“ vorzusetzen. Ich habe nie davon Gebrauch gemacht, und ich hoffe, daß meine Kinder und Enkel mir diese leichte Enthaltung ebenso danken werden, als ich meinem Urgroßvater die seinige danke[5].“

Im Jahre 1700 wurde Johann Jacobs zum Vizepräsidenten des Oberkonsistoriums ernannt, 1712 zum Wirklich Geheimen Regierungs-Rat mit dem Ehrenprädikat „Exzellenz“; von 1717-1727 war der Exzellenz Jacobs, als Vizekanzler des Justizkollegiums, die Direktion der Regierung übertragen worden; damit stand er im 80. Lebensjahr und schied wegen seiner zunehmenden Taubheit aus dem Dienst; er lebte noch 5 Jahre im Ruhestand und starb, im selben Jahr wie sein Herzog Friedrich II., im Jahre 1732. Er wurde beigesetzt im Mausoleum der Familie, einer spätbarocken Grabkapelle auf dem Alten Friedhof I. In dieses Mausoleum wurden bis 1860 Angehörige der Familie „eingesenket“, wie es im Kirchenbuch heißt. Das Interieur des Mausoleums ist gerettet worden durch den Gothaer Geh. Justizrat Carl Jacobs, als 1903 auf Beschluß des Stadtrats von Gotha der Friedhof eingeebnet wurde, um an der Stelle ein Stadtbad zu bauen. Dieses einzig erhaltene Beispiel spätbarocker Gothaer Sepulkralkultur vom Alten Gothaer Friedhof steht heute ziemlich verwahrlost und der Öffentlichkeit leider nicht zugänglich, im Keller des Museums der Natur und wartet auf seine Restaurierung und Wiederaufstellung. Verschiedene Anträge an die Gothaer Kulturstiftung auf Förderung brachten bisher leider kein Ergebnis. Aber die Familie gibt nicht auf und hofft, daß die Gothaer wenigstens diesen letzten Rest des Alten Friedhofs nicht verkommen lassen[6]. Die beiden barocken Marmorbüsten von Johann Jacobs und seiner Frau aus dem Mausoleum wurden 2002 zur Emil-Jacobs-Jubiläums-Ausstellung in Gotha restauriert und stehen -bis zur Wiederaufstellung des Epitaphs- in der ständigen Ausstellung des Jacobs-Kabinetts im Schlossmuseum. Die Grabplatte, die Johann Jacobs seiner bereits 1720 verstorbenen Frau Maria Elisabetha Volck im Jahre 1721 gesetzt hat und welche ursprünglich auch im Mausoleum stand, dann aber wegen ihrer Schmucklosigkeit im Museum damals keine Aufnahme fand, steht heute im Kreuzgang von St. Augustin, von der Familie auf eigene Kosten überführt und selbst restauriert. Über die Irrfahrt dieses türgroßen Epitaphs habe ich eine Dokumentation angefertigt und der Forschungsbibliothek Gotha ein Exemplar zur Verfügung gestellt[7].

Durch seine Frau Maria Elisabetha Volck wurde der zugereiste Schleswig-Holsteiner verwandt mit bedeutenden Familien Gothas. Vor allem ist da zu nennen die aus Köln eingewanderte Familie Bachoff von Echt, auch Bachofen von Echt; die Frau des Vizekanzlers Jacobs war eine rechte Cousine des Gothaer Ministers Johann Friedrich BACHOFF Reichsfreiherr v. Echt. Die 2. Frau des Gothaer Schulmanns Andreas REYHER, Anna Blandina Bachoff von Echt (1636-1670), war ihre Cousine.

Auch der bedeutende Gothaer Münzmeister und Medailleur Wendelin Elias FREUND aus Tennstedt war durch seine Frau Anna Maria Volck ein angeheirateter Onkel. Die einzige Tochter des Vizekanzlers, Susanna Maria Jacobs, heiratete ebenfalls in die Familie Bachofen von Echt ein, nämlich den Arzt und Gothaer Bürgermeister Georg Heinrich Bachofen v. Echt, dessen Name auf dem Schellenbrunnen am Hauptmarkt verewigt ist; dieser war auch ein Bruder des Reichsfreiherrn. Eine Tochter aus dieser Ehe wurde die Frau des Gothaer Kirchenrats Ernst Salomon CYPRIAN.

Auch der Tonnaer Amtmann Johann Gottlieb Jacobs, der zweite Sohn des Vicekanzlers, hatte ebenfalls eine Bachoff zur Frau; sie war eine Nichte des Gothaer Ministers, des Reichsfreiherrn Johann Friedrich Bachoff v. Echt und des Gothaer Bürgermeisters und Arztes Dr. med. Georg Heinrich Bachoff. Ihre Mutter war eine geborene Heydenreich, eine Nachkommin von Lucas Cranach des Ä. vierter Tochter Maria. So gehören seine Nachkommen zu den sogen. Cranachiden, zu denen auch ich mich zählen darf.

Der älteste Sohn des Vizekanzlers, Mag. Friedrich Heinrich Jacobs, begründete die erste Linie der Familie, Tonna-Heldrungen, benannt nach den Hauptwohnorten; er war zunächst Pfarrer in Molschleben, dann Superintendent von Tonna; seine Frau war eine geborene TENTZEL aus Erfurt. Der bekannte Historiograph und Numismatiker Ernst Wilhelm Tentzel, der eine Zeitlang in Gotha wirkte, war ein Vetter ihres Vaters. Ihre 14 Kinder erreichten sämtlich das Erwachsenenalter, was für die damalige Zeit eine Seltenheit war, aber nur einer von 5 Brüdern, der Pfarrer Carl August Jacobs, Pastor von Kranichborn, dann in Schönstedt b. Langensalza, setzte diesen Zweig fort. Nachkommen leben bis heute in Bayern und in den U. S. A.

Der zweite Sohn des Vizekanzlers, der Tonnaer Amtmann Johann Gottlieb Jacobs, den ich bei der Familie Bachofen von Echt bereits erwähnte, begründete die zweite Linie Tonna-Zella, ebenfalls benannt nach den Hauptwohnorten. Eine Nachkommin, die in Coburg geborene Tochter eines Saalfelder Amtmanns, Fanny Jacobs, war mit dem Erfinder der Schnelldruckpresse Friedrich Koenig verheiratet. Die Firma Koenig & Bauer existiert noch heute in Würzburg und zählt zu den bedeutendsten Druckmaschinenherstellern weltweit. Ein heute lebender Nachkomme ist der Bildhauer Prof. Fritz Koenig, dem ein eigenes Skulpturen-Museum in Landshut gewidmet ist; seine Halb-Schwester Ursula Koenig ist die Gattin des 13. Fürsten Esterházy in Eisenstadt /Österreich. So Gott will, wird dessen Sohn, der 14. Fürst Esterházy, auch ein Cranach- und Jacobs-Nachkomme sein. Der dritte Sohn des Vizekanzlers, Dr. med. Friedrich Wilhelm Jacobs, war Hofmedicus und langjähriger Bürgermeister von Gotha; er begründete die zahlenmäßig kleinste und III. Linie der Familie, genannt Gotha. Seine zweite Ehe schloss der Hofmedicus mit Susanna Sophia GOTTER, Tochter des Gothaer Kirchenlieddichters Ludwig Andreas Gotter, und Cousine des Grafen Gustaf Adolf v. Gotter auf Schloss Molsdorf bei Erfurt, des berühmten Diplomaten von König Friedrich dem Großen von Preußen. Aus seiner 3. Ehe mit der Witwe des Gothaer Historiographen und Numismatikers Christian Siegmund LIEBE, Herausgeber des numismatischen Prachtwerks Gotha Numaria 1730, hatte er einen Sohn Wilhelm Heinrich Jacobs. Dieser wurde, wie sein Großvater der Vizekanzler, Jurist und war eine Zeitlang auch Bürgermeister von Gotha, dann Amtmann zu Georgenthal; verheiratet war er mit einer Bürgermeisterstochter aus der Gothaer Familie Madelung; diese wurde die Mutter des Altertumswissenschaftlers Friedrich Jacobs. In dritter Ehe heiratete Wilhelm Heinrich Jacobs die Schwester des Gothaer Publizisten und Napoleon-Gegners Rudolf Zacharias BECKER, die damit zur Stiefmutter von Friedrich Jacobs wurde. Für Rudolf Zacharias Becker, der von den Franzosen verhaftet worden war, also für seinen Stiefonkel, setzte sich Friedrich Jacobs ein, indem er eine an die österreichische Kaiserin Maria Ludovika gerichtete Bittschrift der Caroline Becker an Goethe schickte in der Überzeugung, daß Goethe dem Gnadengesuch bei der Kaiserin Gewicht verleihen könne[8].

Zu den Gothaer Familien, in die Jacobs-Töchter einheirateten, zählt neben der schon genannten Familie BACHOFEN VON ECHT, die Buchhändler-Familie THIENEMANN; der Gründer des Stuttgarter Karl-Thienemann-Verlags war ein Jacobs-Nachkomme wie auch sein Bruder, der Gothaer Hofrat Johann Friedrich Wilhelm Thienemann, der zu den Sieben Weisen Alt-Gothas zählt, die Emil Jacobs in einem Gruppenbild verewigt hat[9]. Eine Tochter des Tonnaer Superintendenten heiratete in die bekannte Erfurter Apothekerfamilie TROMMSDORFF ein. Eine Nachkommin des Tonnaer Amtmanns, Constanze Jacobs, heiratete den Coburger Herzogl. Leibarzt Dr. med. Andreas Carl FLORSCHÜTZ. Dessen Vetter, der Herzogl. Rat Johann Christoph Florschütz, war der langjährige Hofmeister und Erzieher der beiden Gothaer Prinzen Ernst und Albert, des späteren Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha und des späteren Prinzgemahls Albert der Königin Victoria von Großbritannien; seine Frau Therese, eine Tochter des Coburger Generalsuperintendenten Dr. D. Wilhelm Genssler, war zudem eine Nachkommin der mit den Jacobs verschwägerten Weimarer Familie SEIDLER.

Die bedeutendste Persönlichkeit der Familie, wenn auch nicht mehr die bekannteste, ist der Altertumswissenschaftler Friedrich Jacobs. Die ehemalige Carolinenstraße unterhalb des Friedenstein trägt seinen Namen: Friedrich-Jacobs-Straße. Dort stand sein Wohn- und Sterbehaus, das leider im 2. Weltkrieg vollständig zerstört wurde. Auch seine Grabstätte existiert nicht mehr; sie befand sich in dem Jacobs-Mausoleum auf dem zerstörten Alten Friedhof. Die schlichte Grabplatte, abgebildet Schneiders Gedenkbuch[10], soll, nach einer Mitteilung des Heimatforschers Richard Kirchner aus dem Jahre 1940, im damaligen „Gothaer Heimatmuseum“ untergebracht sein, war aber bisher nicht mehr auffindbar[11]. Aufgrund einer Recherche im Internet konnte sie jetzt im Gothaer Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde wiederentdeckt werden[12].

  1. Erschienen 2000 im Starke-Verlag Limburg als Band 214 der Reihe “Deutsches Geschlechterbuch“; einige Exemplare sind beim Verfasser noch zu haben und werden gegen eine Spende für das Familienarchiv abgegeben.
  2. Roswitha Jacobsen u. Juliane Brandsch, bearb., Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg Tagebücher 1667-1686, Bd. 1-3, Weimar 1998/2003; Jahre 1684-1686, s. Band 3, Personenregister, S. 789
  3. Thür. Staatsarchiv Gotha, Geh. Archiv E XI Nr. 25 a, S. 62-65; zitiert nach Ausstellungsbegleiter „Gotha und Westfalen. Eine kleine Ausstellung des Thüringischen Staatsarchiv Gotha im Westfälischen Archivamt Münster 23. März bis 20. April 2001“, S. 9, Nr. 20
  4. Johann Christian Luenig, Grosser Herren, vornehmer Ministren, und anderer berühmten Männer gehaltene Reden. Erster Theil. Leipzig 1709, S. 703ff, 710ff u. 715ff
  5. Friedrich Jacobs, Vermischte Schriften, Band 7: “Personalien“, Leipzig 1840, S. 301f
  6. Text und Abbildungen bei Hans-Jürgen Hinrichs, Lateinische und griechische Inschriften in Gotha und Umgebung, Teil II, Erfurt/Gotha 1999, S. 328ff, 378, 380.
  7. Rudolf W. L. Jacobs, Irrfahrt einer Grabplatte der Familie Jacobs aus Gotha vom Jahre 1721, Unna 1995; die Platte trägt eine lateinische Inschrift und ist bereits 1909 abgebildet im Gothaer Gedenkbuch von Gottlob Schneider, Bd. 2, S. 69 und jetzt auch bei Hans-Jürgen Hinrichs, a. a. O., S. 57ff
  8. Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform. Weimar 1980ff, Bf. Gotha 23.7.1812, Regest-Nr. 6/457
  9. Abbildung bei Gottlob Schneider, Gothaer Gedenkbuxch, a. a. O., 1. Bd., S. 213
  10. Gottlob Schneider, a. a. O., 2. Band, S. 69
  11. Brief von Richard Kirchner, Gotha, Brunnenstraße 32, v. 29.Nov. 1940 an den Gründer des Familienarchivs Carl Jacobs, damals in Bonn, Noeggerathstr. 30: „Der Familienstamm Jacobs ist für Gotha eine Berühmtheit. Ich habe mich bei allen Gelegenheiten mit den heimatgeschichtlichen und familiengeschichtlichen Überlieferungen des Stammes Jacobs beschäftigt. Meine Karteien enthalten sehr viele Karten mit dem Namen Jacobs. Über die Grabstätten habe ich die nachfolgenden Aufzeichnungen in meinen Friedhofsnachrichten niedergeschrieben. Friedhof I (im Jahre 1905 aufgehoben): Familiengrab mit Kapelle als Oberbau. Am 11.3.1903 wird vom Stadtrat bestimmt: die Kapelle soll entfernt werden. Die Särge sollen in der Gruft mit Erde bedeckt werden. Die Grabsteine sind zu entfernen. In der Gruft standen 9 Särge. Das große Denkmal ist jetzt im Herzogl. Museum in Gotha, ein Denkmal steht im Garten des Buchhhändlers Wilhelm Jacobs, Liebetraustr. 1 [Epitaph der Kanzlarin Maria Elisabetha Jacobs geb. Volck von 1721, seit 1995 im Kreuzgang St. Augustin; der Verf.], ein anderes ist im Gothaer Heimatmuseum untergebracht.“
  12. Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde Gotha, Schloß Friedenstein, Inv.-Nr. 4206 P: Marmorplatte 58 x 72 cm (s. auch www.bildindex.de)