Die Händlerin

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Ein sehr stimmungsvoller Kupferstich, datiert auf 1702. Dieser Stich zeigt ein etwas verliebtes Gespräch zwischen zwei damaligen mittelständigen Händlern. Die Dame scheint so um die 27 - 30 Jahre zu sein, der buhlende Händler etwas 35 - 40 Jahre. Die Händlerin sitzt vor ihrem Hause und bietet Gemüse an. Sie ist anscheinend ohne Mann, da im Hintergrunde an der rechten Wand noch das Bild ihres verblichenen Ehegatten hängt. So scheint das Bild sagen zu wollen.

Der alte Händler starb schon alt und hinterlies eine junge Witwe, welche nun sein Geschäft weiterführt. Der junge Händler nun, versucht der Witwe verliebte Angebote zu machen um sie zur Frau zu bekommen und um gleichzeitig sein Geschäft mit dem ihren verbinden und erweitern zu können. Im Hintergrund neben dem Bilde ist eine kleine rundbogige Nische zu sehen. In dieser steht eine Kerze auf einem Kerzenständer und daneben eine Feder im Tintenglase zum Schreiben. Daneben noch ein Wein. All dies sind Anzeichen und gleichzeitig Erinnerungsstücke an den verstorbenen Ehegatten. Er war wohl des schreibend mächtig. Deshalb die Kerze und die Feder mit Tinte. An der Bretterwand an der linken Seite sieht man deutlicher, da diese Gegenstände noch von Lebenden benutzt werden Küchengerät zum zerkleiner von Gemüse. Es sind die täglichen Arbeitsgegenstände der Witwe. Alles ordentlich und sauber sortiert, was ihren reinen Charakter symbolisieren soll. An der Wand eben eine Flasche mit klarem Wasser, darunter ein Kräuterfläschen für ein Elexier, ein Hachmesser für das Gemüse und in einer Tasche noch zwei weitere, nicht genau zu sehende Gebrauchsgegenstände. Auf dem Tische findet sich das Gemüse, welche die Frau verkauft. Zwei kleine Stäudtchen Zwiebeln, drei Kohlköpfe. Zu ihren Füssen steht Lauch. Auch in der Hand hält sie als erotisches Element des Bildes einen Lauchstengel fest umgriffen, während sie den lieblichen Worten des Händlers lauscht. Sie ist von kräftiger Statur und sehr reinlich und ordentlich gekleidet in helles Linnen. Auch der buhlende Händler ist recht ordentlich, etwas junggesellhaft liederlich, gekleidet. Als symbolisches Zeichen seines Alters und der dadurch noch vorhandenen Manneskraft ist unter seinem Hosenbunde ein größeres Harnischsäcklein (Brayette) als Bestandteil der Hose, dargestellt. Sie bot ihm wohl schon Wasser oder Wein an, denn auf dem Boden steht ein Becher, welcher anscheinend schon mit Wein aus dem am rechten Boden stehenden Krug gefüllt war. Er war ganz sicher gefüllt, denn so ordnungslieben wie die Dame dargestellt wird, stände der Becher nicht noch von irgendwo am Boden umher. Ein herrlicher privater Einblick in ein Liebesgeplänkel der späten Barockzeit. An allen Ecken und Enden des Bildes schimmert bereits das sich ankündigende, durchdringenwollende herrliche Rokoko hindurch.

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