Empor zur Höhe!

Aus www.gotha-wiki.org/
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Beitrag von A. Pahls aus 1921

Unser liebes, trautes Nest scheint sich in die geweihten Hallen eines Kirchleins verwandelt zu haben, - so ernste, feierliche Stille herrscht, so andächtig lauscht man. Ja, man kennt das sonst so muntere Völkchen unserer Jungbornerinnen kaum wieder. Wer hätte gedacht, daß sie so ernst dreinschauen, so ernst sinnen, so ernst reden können! Hohe, heilige Arbeit hält sie gefangen und wirft ihre Weihe in die jungen Herzen: Arbeit am Höchsten und Wichtigsten, was uns der Herrgott gegeben - Arbeit an der eigenen Seele. Sie zu vervollkommnen, Gottes Bild immer herrlicher, immer schöner in ihr erstrahlen zu lassen, dem gilt in dieser Stunde Jungborns Sinnen und Denken.

Fast alle haben etwas zu erzählen von vergangenen Kämpfen und Schwierigkeiten. Man merkt es, wie die meisten wacker an sich gearbeitet haben. Heute aber gab's zuerst viel Widerspruch. Ja, daß man kämpfen muß gegen die Lüge in Wort und Tat, gegen die Klatschsucht, gegen schlechte Laune und Trägheit, das sieht man ein, das will man auch tun; doch dieses öftere Versagen und Abtöten im Essen und Trinken - wozu das? Selbstverständlich mäßig muß man sein, doch am Sonntagmittag einmal auf den Nach tisch verzichten, den schönen Apfel verschmähen, auch schlecht schmeckendes Essen mit Verachtung herunterschlucken, welchen Zweck soll es haben? „Wem kann es schaden, wem nützen!“ meint eine unserer Eifrigsten, und viele pflichten ihr bei.

„Wem wird es schaden, wem nützen?“ - Dir selbst am allermeisten, antworte ich dir. Denk: ein harter, schwerer Kampf wartet dein, täglich, stündlich. Er gilt der Herrschaft deines besseren Selbst, des Göttlichen in dir über dein niederes Ich. Willst du Sieger werden, so bedarfst du zweier Waffen. Die eine ist ein Geschenk des Aller höchsten, seine Gnade; die andere aber mußt du selbst schmieden. Starker, fester Wille heißt sie. Er aber ist nicht etwas, was du von selbst bekommst, wenn du älter wirst, „wie etwa den Schnurrbart oder den Kahlkopf“, o nein, harte Arbeit erfordert es, tägliche kleine Übungen, die den Trieben, Gefühlen und Leidenschaften trotzen; und dazu gehören auch die Abtötungen im Essen und Trinken. Hast du des öfteren geübt, dem Nahrungstrieb ein entschiedenes „ich tu's nicht“ entgegenzusetzen, da wird es dir auch viel leichter, der sündhaften Lust entgegenzutreten; denn Selbstbeherrschung trägt reiche Zinsen. Jeder Sieg, den man gewinnt, stärkt den Willen, macht den kommenden Kampf leichter. Und mit Kleinem fängt man an. Schau auf die Heiligen! In kleinen, scheinbar wertlosen Dingen schulten sie zuerst ihren Willen - jeden Tag - nur so sind sie groß, sind sie Heilige geworden.

Wohlan, Jungborner, macht es wie sie! Durch tägliche kleine Übungen im Fasten. im Schweigen oder Frühaufstehen, durch Bekämpfung der Neugierde und dergleichen empor zur Höhe.

Urheberechtshinweis

Diese Datei ist urheberrechtlich geschützt und darf unter keinen Umständen verwendet werden.

Alle Texte und Bilder dieser Homepage unterliegen dem Urheberrecht und dem Gesetz zum Schutz geistigen Eigentums und dürfen ohne schriftliche Genehmigung des Autors weder kopiert, verändert oder auf anderen Webseiten verwendet werden.

Falls Zitate aus Texten dieser Seite verwendet werden, ist folgende Quelle anzugeben: "Jens Geutebrück, Gotha-Wiki.org und der Titel des jeweiligen Beitrages".