L`agreable Lecon

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Kugli ji jih.jpg

Deutscher Kupferstich, datiert auf 1780. Der Stich trägt den Titel: L`agreable Lecon" übersetzt : "Die angenehme Lektion" Nun etwas zum Stich selbst: Er trägt in einer im frühen Klassizismus, eher selten gezeigten Darstellung, eine wilde frühromantische Liebelei eines jungen Schäferpaares. Die Formen des gerade verblassten Rokoko sind fast gänzlich verschwunden. Aus muschelförmigen Wappenumrandungen, wurde eine fast gleichförmige, aber sehr naturelle, vertrocknete Baumrindenartige Form. In großen Teilen lebt dieses Bild von einfachen, aber klaren floralen Gezier. Das Wappenartige untere Gebilde, enthält den Titel des Bildes und wird zudem von sehr einfachen Feldpflanzen umrangt. Alles vornehme des herrlichen Rokoko ist vollends verwandelt in fast surreale ländliche, florale Aufmachung. Unter dem Bilde ein Vierzeiler:

"Nur fleißig holdes Kind, du lernst die Flöte schon.
Du leihest nur den Hauch, mein Finger dir den Ton.
Du wirst in kurzer Zeit, wen wir es offt so treiben,
Die Meisterin der Kunst, wie meines Herzens bleiben."

Dieser romantische, klangvolle Text, ist voller erotisierender Elemente. Ja, stärker noch, könnte man eher sagen, das er doppeldeutig, im verstandenen Sinne, absolut eindeutig scheint. Die beiden verliebten Schäferlein, sind in wildromantischen Stile dargestellt, in mitten einer kleinen Schafherde, von nur 5 Tieren, vor einem brunnenartigen Wasserspiel, auf welchen sich schon für diese sehr früh dargestellt, ein Löwe befindet, allerdings noch kein Sphinx, wie es 10 Jahre später schon möglich dargestellt worden wäre. Im Hintergrunde eine alte verrunzelte Eiche, welche dem liebenden Paare Schatten spendet für ihr begonnenes Liebesspiel. Wenn man sich das Bild dann genauer anschaut, kommt man zu Schlusse, das nur er der Schäfer ist und sie eine kleine Magd, im Freigehkleide. Neben den beiden liegt ein kleiner geflochtener Kranz. Er hat ihn wohl in einsamen Schäferstunden für sie aus Feldblumen gedreht. Noch genauer hinschauend, kann man neben ihm einen Korb mit bereits gepflückten Blumen sehen, welchen sie bei sich hatte und dort niederstellte. Mit ihrer linken Hand umgreift sie seinen Hirtenstab, als eindeutiges Symbol eines "Preludes Erotique", während sie in gleicher Manier seine Hirtenflöte zu spielen beginnt. Das ganze Bild ringsum ist umschlungen von einer wild floralen Frontiere. Ein schützender Wall gegen jeden unerwünschten Besucher. Die ganze Stelle des Schauspiels, scheint durch die wilde naturelle Umrandung, nicht nur vor Blicken schützen zu wollen, sondern es scheint eher wie ein undurchdringlicher floraler Wust durchdrungen von erotisierenden, allerdings nicht sexuellen, sondern eher liebenswürdigen Darstellungen. Dieses Bild ist eine große Ausnahme des früh erblühten Klassizismus. Man könnte glauben, es wäre ein kleiner Seitenweg der neuen Kunstepoche, welcher nicht weiter gegangen wurde, weil er zu verwachsen, steinig und wildwuchernd war.

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